
Invasionspflanze Kudzu (Pueraria lobata (Willd.) Ohwi)
Kudzu ist eine Pflanze mit gewaltigem Invasions-Potential. In den Südstaaten der USA, im „deep south“ der Dixielands weiß man davon ein Lied zu singen. Kudzu verschlingt die Landschaften des „bible-belts“ förmlich. Von Louisiana über Mississippi, Tennessee bis nach Georgia richten die Gebete ihrer gottesfürchtigen Bewohner nichts gegen die Liane aus der Familie der Bohnen-Gewächse aus. Kudzu strotzt nur so vor vegetativer Kraft, und drängt sogar Telegraphen-Masten herauf, um sich von dort den Leitungen entlang weiter zu hangeln.
Kudzu-Jesus
Es entstehen manchmal eigenartig bedeutungsvoll wirkende Silhouetten, die sich aus der Ferne wie geisterhafte gekreuzigte Gestalten ausnehmen. „Ich bin der wahre Weinstock“ soll Jesus laut Johannes-Evangelium gesagt haben. Entlang des „bible-belts“ wird der „kudzu-vine“ zu Jesus. „Just some kudzu or is this jesus?“ fragt sich eine Tageszeitung in North Carolina und diskutiert dies allen Ernstes als ein göttliches Zeichen. Im Johannes-Evangelium vervollständigt sich das Zitat zu „..und ihr seid die Reben“.
Kudzu als Nutzpflanze?
Zu etwas nützt Kudzu also doch. Die Liane trägt zwar keine süßen Trauben, doch ihre behaarten Hülsenfrüchte lassen sich durchaus als Nahrung nutzen. In ihrer asiatischen Heimat werden sie zu Mehl und Nudeln verarbeitet. Man verspricht sich sogar Heilkräftiges von Kudzu. Aus den Bohnen werden Nahrungsergänzungsmittel für die Raucher- und/oder Alkoholentwöhnung gefertigt. Die Samen und die zu Pulver zermahlenen Wurzeln stecken voller Phytoöstrogene. Kudzu hilft angeblich bei Wechseljahresbeschwerden, und selbst eine Brustvergrößerung traut man der Pflanze zu.
Kudzu auch in Europa?
Warum nutzen wir sie dann nicht auch in Europa? Lassen wir unsere Landschaften doch ebenfalls mit einem Schleier aus Kudzu-Ranken überziehen. Im Tessin ist Kudzu bereits angekommen. Es empfiehlt sich aber, aus den Erfahrungen in den USA besser zu lernen. Dort wurde Kudzu bis etwa 1960 zur Vermeidung von Bodenerosion angesät und geriet erst dann außer Kontrolle. Im preisgekrönten Kriminalroman „Crooked letter, crooked letter“ von Tom Franklin hilft Kudzu Kriminellen, ihre kapitalen Verbrechen zu vertuschen. Kudzus dichtes Ranken-Geflecht legt sich innerhalb kürzester Zeit wie ein grünes Leichentuch über ihre Tatorte. Kudzu hätte wohl auch das Zeug zur biologischen Waffe. Im sich erwärmenden Europa könnte es Landwirten erhebliche Probleme bereiten. Hoffentlich verfällt so schnell niemand auf diese Idee.